Als Marek R. aus Deutschland 2006 nach Kuba reiste, war ihm nicht klar, dass dieser Urlaub sein Leben für immer bereichern sollte. Heute, 12 Jahre später, ist Marek R. stolzer Besitzer der weltgrößten Vazquez Sammlung.
„Ich war schon immer sehr kunstinteressiert. Als Student verdiente ich mir ein kleines Taschengeld, indem ich Portraits malte und sie verkaufte. Später besuchte ich viele Museen und Ausstellungen und lass Biografien aller großen Künstler.
Ein Kunstsammler war ich allerdings nicht.
2006 verbrachten meine Frau und ich zwei Wochen auf Kuba. Am Tag unserer Abreise schlenderten wir noch einmal durch die Gassen Varaderos.
Vor einer Galerie blieb ich stehen. Im Schaufenster dieser Galerie hing ein Bild, das mich sofort faszinierte. „La florera“. Die Farben, die Formen, die unendlich vielen Emotionen, die in diesem Bild transportiert wurden ... ich war begeistert und musste dieses Bild haben. Leider war die Galerie geschlossen und würde vor unserem Abflug nach Deutschland auch nicht mehr öffnen. Es gab also keine Chance, an dieses Bild heranzukommen. Dennoch fotografierte ich es durch das Schaufenster hindurch. Als Erinnerung, dachte ich!
In Deutschland angekommen ließ mich das Bild einfach nicht los. Ich erwischte mich dabei, wie ich immer wieder zur Kamera griff und es mir ansah. Dieses Bild musste einfach an meiner Wand hängen.
Nach über 30 Jahren beschoss ich also, Leinwand und Farben wieder hervor zu holen. Ich hatte seit meiner Studienzeit kein Pinsel mehr in der Hand gehalten, doch ich war fest entschlossen, dieses Bild nachzumalen.
Ich malte über 1 Woche. Ich war zufrieden. Es war gut, kam dem Original sehr nah. Doch jedes Mal wenn ich es sah wußte ich, dass es nicht das Original war.
Ein Jahr später reisten meine Frau und ich erneut nach Kuba. Natürlich wollte ich unbedingt die Galerie aufsuchen, in der ich ein Jahr zuvor "La florera" gesehen hatte.
Ich wollte unbedingt mehr über das Bild und den Künstler erfahren. Ich war aufgeregt und nervös, als wir die Galerie am dritten Tag unseres Aufenthaltes aufsuchten. Ich hoffte so sehr, dass das Bild noch da war und das man mir etwas über den Künstler erzählen konnte.
Zu meinem Bedauern war das Bild bereits verkauft und der Galerist sprach kaum Englisch, so dass ein Austausch über den Künstler unmöglich war.
Ich war enttäuscht, da "La florera" für mich ein bisschen Ziel dieser Reise war.
Am selben Abend lernten meine Frau und ich beim Essen eine ältere kubanische Dame kennen. Wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte uns von Kuba und ihrem Leben dort, wir erzählten von unseren Reiseerfahrungen und unserem Leben in Deutschland. Gegen Ende des Abends erzählte ich ihr auch von dem Bild, das mich nun seit über einem Jahr beschäftigte. Ich sagte ihr, dass es bereits verkauft war und dass ich leider nicht herausfinden konnte, wie der Künstler hieß.
Die ältere kubanische Dame war so gerührt von meiner Leidenschaft, dass sie mir helfen wollte. Sie versprach mir herauszufinden, wer der Künstler war. Ich nannte ihr also den Namen der Galerie sowie den Titel des Bildes und gab ihr meine e-Mail Adresse.
Ich machte mir keine allzu großen Hoffnungen diesbezüglich, aber ich wollte nichts unversucht lassen.
Als wir zwei Wochen später wieder in Deutschland waren, blieb mein Herz fast stehen, als ich eine kubanische e-Mail in meinem Postfach sah. Die Dame war tatsächlich in der Galerie und zeigte dem Galeristen das Foto, das ich durch das Schaufenster gemacht hatte. Sie kamem ins Gespräch, sie erzählte ihm von meiner Frau und mir und von meiner grenzenlosen Begeisterung für das Bild und den Künstler. Der Galerist, begeistert von so viel Leidenschaft für Kunst, gab ihr den Namen und die Adresse des Künstlers.
Er hieß „Juan Manuel Vazquez Iglesias“.
Ich spreche kein Wort spanisch, aber ich musste Vazquez wissen lassen, wie sehr mich sein Bild beeindruckt hat.
Alle hielten mich für verrückt, als ich beschloss, Vazquez anzuschreiben und ihn darum zu bitten, das Bild ein weiteres Mal für mich zu malen. Alle hielten mich für verrückt, als ich tagelang einen Brief formulierte, der meine Leidenschaft und Begeisterung für dieses Bild ausdrücken sollte. Alle hielten mich für verrückt als ich sagte, dass ich mir sicher sei, dass ich irgendwann mal Besitzer des Bildes „La florera“ wäre.
…ich hätte nie gedacht, dass er antwortet.
Heute, 12 Jahre später, bezeichnen Vazquez und ich uns als Brüder. Wir schreiben jeden Tag und telefonieren mehrmals im Monat. Mein spanisch ist inzwischen nahezu perfekt. Ich fliege jedes Jahr einmal nach Kuba und besuche meinen Bruder Vazquez. Oft sitzen wir dann nächtelang in seinem Studio und malen gemeinsam.
Inzwischen gehören mir mehr als 180 seiner Bilder. Somit kann ich stolz sagen, dass ich Besitzer der weltgrößten Vazquez Sammlung bin.
Meine Kopie des Bildes "La florera" hängt bis heute in meinem Arbeitszimmer.
Das Original hängt an meiner Wohnzimmerwand. Mit persönlicher Widmung.
Es ist immer noch sein bestes Werk. Die tiefe Verbundenheit und Freundschaft zu Vazquez ist und bleibt allerdings das wertvollste Kunstwerk für mich.